“Blutige See” Eine multiperspektivische Horrorgeschichte auf hoher See

Veröffentlicht am 7. Februar 2025 um 13:13

Kapitel 1 – Die Fahrt ins Ungewisse

Perspektive: Kapitän Henrik Olsen

 

Der Motor des Fischkutters “Seagull” dröhnte monoton, während wir hinaus auf die dunkle, endlose Weite des Atlantiks fuhren. Der Wind biss mir ins Gesicht, als ich auf der Brücke stand und durch das Fenster auf meine Crew hinabblickte. Zehn Männer und Frauen, alle erfahrene Fischer, alle mit harten Händen und müden Augen. Sie arbeiteten für mich, weil sie Geld brauchten, nicht weil sie das Meer liebten. Ich zündete mir eine Zigarette an und atmete tief ein. Zwei Wochen würden wir draußen sein, fernab von jeder Hilfe. Und wenn der Sturm kam – denn er kam immer – dann würde nur die stärkste Mannschaft überleben. Unten an Deck lachte Jonas, mein kräftiger Bootsmann, während er mit Piaflachste, der schlanken jungen Frau mit den eisblauen Augen. Sie war neu an Bord, ebenso wie Liam, ein stiller, düsterer Mann, der mir von Anfang an nicht gefallen hatte. Doch etwas störte mich. Ein seltsames Gefühl kroch mir in die Knochen, eine Ahnung, dass diese Fahrt anders sein würde als alle zuvor. Ich war alt genug, um auf mein Bauchgefühl zu hören. Aber was sollte schon passieren?

 

Kapitel 2 – Die erste Nacht

Perspektive: Pia Andersen

 

Die Kälte kroch unter meine Haut, als ich in meiner Koje lag. Der Motor brummte in der Ferne, ein beruhigendes Geräusch. Neben mir atmete Anna, die ruhige und freundliche Köchin des Schiffes, gleichmäßig.

Ich war müde. Die Arbeit an Deck war hart gewesen, doch das Schlimmste war die Enge. Zehn Menschen, eingepfercht auf einem alten Kutter mitten im Nichts. Keine Möglichkeit zu fliehen, keine Chance, allein zu sein.

Plötzlich ein Geräusch. Ein Kratzen, leise, kaum hörbar. Ich hielt den Atem an.

Dann ein Schrei.

Kurz, gellend, aus dem Maschinenraum. Ein Schrei, der mitten in der Nacht verhallte, während das Schiff weiter über die Wellen glitt.

Ich sprang auf. Türen schlugen auf. Stimmen hallten durch die engen Gänge. Und dann fanden wir ihn. Jonas.

Sein Körper hing an einem Haken. Die Kehle aufgeschlitzt wie ein Fisch, das Blut tropfte in eine rostige Eisentonne. Seine Augen waren weit aufgerissen, voller nacktem Entsetzen.

Jemand hatte ihn abgeschlachtet.

 

Kapitel 3 – Verdacht

Perspektive: Liam Carter

 

Ich stand am Rand der Gruppe, als Kapitän Olsen das Funkgerät packte.

„Verdammte Scheiße“, fluchte er. „Kein Signal. Wir sind zu weit draußen.“

„Jemand von uns hat Jonas umgebracht!“ schrie Pia. Ihre Augen waren weit vor Angst.

„Es muss ein Unfall gewesen sein“, murmelte Maja, eine der älteren Frauen.

Ich sagte nichts. Ich betrachtete die Gesichter um mich herum. Jeder einzelne von ihnen war fähig, einen Menschen zu töten.

Und dann wurde mir klar: Ich konnte niemandem trauen.

 

Kapitel 4 – Die zweite Nacht

Perspektive: Anna Bergström

 

Ich konnte nicht schlafen.

Jonas war tot. Ermordet. Und sein Mörder war noch immer unter uns.

Die Dunkelheit schien dichter als sonst, das Schiff knarrte unheilvoll in der Stille. Ich schlich zur Kombüse, wollte mir einen Tee machen, etwas Warmes, um mich zu beruhigen.

Doch dann hörte ich es. Ein leises Atmen.

Ich erstarrte. Dann ein Schatten. Direkt hinter mir.

Etwas Hartes schlug gegen meinen Schädel. Sterne tanzten vor meinen Augen. Ich taumelte, versuchte zu schreien – doch eine Hand presste sich auf meinen Mund.

Ein kalter Stahlhaken bohrte sich in meine Brust.

Schmerz explodierte in mir, als ich in die Dunkelheit fiel.

 

Kapitel 5 – Panik

Perspektive: Kapitän Olsen

 

Als wir Anna fanden, war ihr Körper zerschlitzt wie ein geschlachteter Fisch.

„Verdammter Mist!“ brüllte Sven, mein erster Offizier. „Jemand bringt uns einen nach dem anderen um!“ „Wir dürfen uns nicht trennen“, sagte Lara, die kräftige Mechanikerin. „Vielleicht sollten wir bewaffnen“, sagte Pia zitternd. Ich griff nach meinem Jagdmesser. „Jeder bleibt in Sichtweite. Heute Nacht schläft niemand allein.“ Doch wir waren bereits verdammt.

 

Kapitel 6 – Der dritte und vierte Mord

Perspektive: Lara Meinhardt

 

Ich hielt das Messer fest in der Hand. Doch es half nichts. In der dritten Nacht wurde Svenverschwunden. Wir fanden nur seine Hand, abgetrennt und auf die Reling gelegt. Blut tropfte ins Meer. Am Morgen lag Maja mit durchtrennter Kehle in ihrer Koje. Der Mörder spielte mit uns.

Und die Angst wurde unerträglich.

 

Kapitel 7 – Das Finale

Perspektive: Pia Andersen

 

Noch drei. Nur noch drei von uns waren übrig.

Ich, Kapitän Olsen und Liam.

Wir standen auf dem Deck, umgeben von toter See. Der Himmel war blassgrau, das Wasser fast schwarz. „Es warst du“, sagte Olsen plötzlich. Sein Blick war kalt, berechnend. „Liam, du warst es!“ „Blödsinn“, knurrte Liam. „Du hast uns hierhergeführt. Vielleicht bist du der Mörder!“

Ich wich zurück. Der Sturmwind peitschte über das Deck. Dann ein Geräusch hinter mir. Schritte.

Ich drehte mich um. Und da stand der wahre Mörder. Lara. Ihr Gesicht war von Wahnsinn verzerrt. In ihrer Hand ein blutiges Fischmesser.

„Warum?!“ schrie ich. „Weil es so leicht war“, flüsterte sie. „Weil ihr nie damit gerechnet habt.“

Sie griff nach mir. Ich schrie, stolperte zurück. Doch dann war da Liam.

Mit einem einzigen Stoß rammte er ihr ein Messer in den Magen. Lara keuchte, taumelte – und stürzte über die Reling ins Meer.

Ihr Körper verschwand in den schwarzen Wellen.

Stille. Nur ich und Liam.

Und dann begriff ich. Lara war nicht allein gewesen. „Es warst du auch“, flüsterte ich.

Er lächelte. Und dann stieß er mich ins Meer.

Die letzte Sache, die ich sah, war das dunkle Wasser, das mich verschlang.

 

Epilog

Perspektive: Liam Carter

 

Ich funkte um Hilfe, erzählte eine Geschichte von Wahnsinn und Mord. Von einer Crew, die sich gegenseitig umbrachte.

Und als sie mich retteten, war ich der einzige Überlebende.

Niemand würde je die Wahrheit erfahren.

Niemand.

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